..Alex schreibt Geschichten.
Er hat Spass daran, macht das aber eher nebenbei. Alex wird bald mit dem Studium fertig und hofft, eines Tages einen Verlag für seine Geschichten zu finden. Doch das ist nicht so leicht für einen jungen Autor wie Alex. Heutzutage glauben schließlich viele Menschen schreiben zu können. Einige davon schaffen es auch, einen Verlag zu finden. Obwohl das die wenigsten schaffen, wird der “Markt” mit Büchern unterschiedlichster Qualität überschwemmt. Mensch muss nur seine Nische finden.. Diese Nische hat Alex schon länger gefunden. Regelmäßig lesen einige hundert Menschen die Geschichten, die er auf deiner Webseite veröffentlicht. Täglich werden es mehr. Und je öfter Alex schreibt, desto bekannter werden seine Geschichten.
Alex, der mittlerweile mit dem Studium fertig ist und als Kellner arbeitet, verbringt Nächte damit seine Geschichten niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Als ihm eines Tages ein kleiner Verlag anbietet, sein Buch zu drucken und zu vertreiben, denkt Alex jedoch nicht daran, seinen Kellner-Job aufzugeben. Ein paar Autorinnen und Autoren aus dem Bekanntenkreis haben ihm davon abgeraten. Mensch muss sich vorstellen, da gibt es ja jetzt dieses Internet, erzählen sie ihm. Das wusste Alex zwar eh, hat er schließlich seine ersten LeserInnen dort gefunden. Was er jedoch nicht bedacht hat ist, dass auch mal ein “echtes” Buch von ihm dort landen könnte. Anfangs hielt er das für Blödsinn, musste aber dann an die Filme denken, die er ab und zu illegal im Internet angeschaut hat. Mensch stelle sich vor, das geht auch mit Büchern.
Das ärgert dann nicht nur den Alex, sondern auch andere Menschen, die mit den Büchern Geld verdienen. Manche von ihnen kommen dann natürlich irgendwann auf die Idee, etwas gegen dieses Problem zu unternehmen. Da diese Menschen ja auch nicht blöd sind, überlegen sie sich gut, wie sie das anstellen könnten. Als erstes kommen sie auf die Idee, es wie bei den Filmen zu machen und das “Raubkopieren” zu verbieten. Das Kopieren von gedruckten Büchern ist ja immer schon nicht erlaubt, also warum auch nicht in der digitalen Welt? Den Umstand, dass durch eine digitale Kopie jedoch kein “Raub” passiert, vergessen sie. Zwar ist ihnen natürlich bewusst, dass hier keine Gewalt im Spiel ist, und ihr eigenes Exemplar verschwindet auch nicht von der eigenen Festplatte. Aber ihnen entgeht eine Menge an Gewinn, und das kommt ‘natürlich’ einem “Raub” gleich. Das Verbieten alleine hat blöderweise schon bei den Filmen nicht funktioniert. Selbst Alex hat sich ja ab und zu einen Film im Internet angeschaut, obwohl er genau wusste, dass das nicht erlaubt ist. Aber was soll’s, merkt eh niemand. Mensch stelle sich vor, sowas haben sich irgendwann dann auch die Leute gedacht, die sich über ihre entgangenen Gewinne geärgert haben. Und so haben diese Menschen dann angefangen zu grübeln, wie mensch denn solche “Diebe” am besten finden könnte.
Schnell stellte sich heraus, dass das im Internet nicht so leicht funktioniert wie im “echten Leben”. Schließlich kann mensch nicht einfach eine Überwachungskamera oder Alarmanlage neben dem Film aufstellen und die Polizei rufen, wenn ein “Dieb” auftaucht. Da die “Diebe” den Film ja beliebig oft kopieren können, ist es ziemlich schwer, alle Kopien eines Films im Blick zu behalten. Mensch kann aber einfach den Zugang zu diesen Kopien verhindern - oder zumindest erschweren. Eine dicke Stahltür reicht schließlich auch aus, um das Geld in der Bank vor langen Fingern zu schützen. Da im Internet jedoch immer mehr als ein Weg nach Rom führt - und auch nicht alle Kopien bekannt sein können, muss mensch hier etwas vorarbeiten. Der Verlag von Alex hat hier zusammen mit anderen Verlagen und Verwertungsgesellschaften keine Kosten und Mühen gescheut, um genau das zu tun.
Alex, dessen Buch mittlerweile in gut sortieren Buchhandlungen im gesamten deutschsprachigen Raum erhältlich ist, freut sich derweil über ein kleines Nebeneinkommen zu seinem Kellnerjob. Als er jedoch eines Abends den Titel seines Buchs in eine Suchmaschine eingibt, um die neuesten Rezensionen seiner LeserInnen zu suchen, taucht plötzlich sein Buch auf dem Bildschirm auf. Mensch stelle sich vor, da hat doch jemand das ganze Buch online gestellt. Verärgert schreibt Alex eine Mail an seinen Verlag, hat dieser doch versprochen, Sorge zu tragen, dass so etwas nicht passieren kann.
Mensch stelle sich vor, Alex’ Verlag ist hier machtlos. Und auch die anderen Verlage und Verwertungsgesellschaften haben wenig Chancen etwas gegen die illegale Verbreitung der von ihnen verwalteten Werke zu tun. Meistens liegen die “geklauten” Werke nämlich auf Servern, die nicht in Österreich stehen. Und mensch stelle sich vor, die österreichische Polizei kann nicht einfach in ein anderes Land fahren und eine Firma zusperren oder einen Server beschlagnahmen. Auch nicht, wenn ihrer Meinung nach illegale Inhalte auf diesem Server liegen. Oftmals sind andere Länder kooperativ und helfen der hiesigen Polizei dabei. Vielen Ländern sind jedoch ein paar lächerliche Verstöße gegen das Urheberrecht egal, und so ist hier die Polizei ebenso machtlos wie Alex’ Verlag.
Vor einiger Zeit ist die Chefin von Alex’ Verlag dann aber doch auf eine Idee gekommen. Wenn mensch das Buch selbst schon nicht aus dem Internet nehmen kann, dann wenigstens den Zugriff darauf blockieren. In der Schule ihres Sohnes ist schließlich auch der Zugriff auf YouTube gesperrt. Mensch muss also nur die Seite, die das Buch zum illegalen Download anbietet, in ganz Österreich sperren.
Als Alex von dieser Idee erfährt, freut er sich zwar, dass sich sein Verlag so viele Gedanken um den Schutz seines Buches macht, kommt jedoch ins Grübeln. ER weiß, dass es solche Sperr-Technologien in anderen Ländern bereits gibt. Iran zum Beispiel. Oder China. Dort ist aber nicht der Zugriff auf Bücher oder Filme gesperrt, sondern auf Inhalte, die zum Beispiel der dortigen Regierung nicht passen. Alex’ Verlag beruhigt ihn jedoch, dass das in Österreich nicht passieren kann, da es dafür ja kein Gesetz gibt.
Als Alex ein paar Monate später wieder im Internet nach dem Titel seines Buchs sucht, findet er den Download zwar immer noch, bekommt jedoch ein Stopp-Schild zu sehen, wenn er die Seite ansurfen will. Verwundert stellt er fest, dass er das selbe Stopp-Schild auch zu sehen bekommt, wenn er auf die Seite des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) surft. Aber immerhin kann er sich mittlerweile über ein stattliches Honorar freuen und endlich mal wieder in den Urlaub fahren.
Mensch stelle sich vor, im Urlaub erklärt ein alter Schulfreund dem Alex, dass er solche Sperr-Mechanismen ganz einfach umgehen kann. Das weiß das durchschnittliche VGT-Mitglied natürlich nicht. Alex’ Freund aber schon. Schließlich kann er sich damit einiges an Geld sparen, welches er sonst an der Kinokasse ausgegeben hätte.
Nach dem Urlaub kontaktiert Alex erneut seinen Verlag. Mensch stelle sich vor, diesem ist das Problem bereits bekannt. Schließlich arbeiten dort ja kluge Leute. Der hauseigene Jurist erklärt Alex, dass der Verlag derzeit zusammen mit anderen Verlagen mit dem Innenministerium um eine Lösung bemüht sei. Mensch stelle sich vor, in Österreich gibt es seit April 2012 die sogenannte Vorratsdatenspeicherung. Dort werden eine Menge Daten über die Kommunikation aller Menschen gespeichert. Sicherlich auch von denen, die Alex’ Buch “raubkopieren”. Diese Daten werden zwar aus einem ganz anderen Grund gespeichert, aber mit einer kleinen Gesetzesänderung kann mensch da sicher was machen.
Mittlerweile hat sich Alex bei seinem Internetanbieter erkundigt, was denn die Voraussetzungen seien, dass solche Daten gespeichert werden. Mensch stelle sich vor wie entsetzt Alex war, als er Erfuhr, dass es hier keinerlei Voraussetzungen gibt. Von allen Menschen werden Daten gespeichert. 6 Monate auf Vorrat. Mensch versteht jetzt vielleicht, warum das Vorratsdatenspeicherung genannt wird.
Alex erkundigt sich daraufhin bei seinem Verlag über eine Möglichkeit, den illegalen Download seines Buches zu verhindern, ohne Menschen zu überwachen oder Zensur zu ermöglichen.
Darauf weiß selbst der Jurist keine Antwort.
Mensch stelle sich vor, das geht gar nicht.
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